Ein geteiltes Bild mit einer Tafel im Klassenraum links und einer Rakete rechts.

Schulleiter Kornelius Knettel: „Mein Ansatz ist immer Ganzheitlichkeit“

Seit dem 1. August 2024 sind deutschlandweit rund 2.000 Schulen im Startchancen-Programm. Eine Schule, die ab 2025 mit dem Programm wachsen wird, ist das Familiengrundschulzentrum Sonnenstraße in Düsseldorf. In unserem Live-Talk STARTCHANCEN KONKRET erläuterte Schulleiter Kornelius Knettel im Gespräch mit dem Bildungsjournalisten Christian Füller, was er sich vom Programm erhofft, was er bereits an seiner Schule angepackt hat und was er sich für die Zukunft wünscht.

Mut zur Veränderung

330 Schüler:innen, viele aus benachteiligten Familien, zahlreiche Herausforderungen – wäre es nicht leichter, die Schule aufzulösen und eine neue zu gründen? Knettel betonte, dass die Entscheidung, eine bestehende Schule zu revitalisieren statt eine neue zu gründen, strategische Vorteile hatte. Er ist seit 2013 am Familiengrundschulzentrum aktiv. Seitdem habe es schrittweise Verbesserungen gegeben: so habe man unter anderem die Einbindung von Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften eingeleitet. Die zentrale Botschaft des Schulleiters: Schulentwicklung ist ein langfristiger Prozess, der den Mut zu kleinen Schritten und eine klare Vision erfordert. „Man muss sich öffnen und sich trauen, Dinge zu verändern“, so Knettel.

Kornelius Knettel, Schulleiter des Familiengrundschulzentrums Sonnenstraße in Düsseldorf
„Wir haben uns in 11 Jahren unglaublich weiterentwickelt“, sagt Schulleiter Kornelius Knettel (Copyright: Familiengrundschulzentrum Sonnenstraße)

Ein Ort für Bildung und Gemeinschaft: Das Konzept des Familiengrundschulzentrums

Das Familiengrundschulzentrum geht über die reine Wissensvermittlung hinaus. „Mein Ansatz ist immer Ganzheitlichkeit“, erläutert der Schulleiter. Niedrigschwellige Angebote wie Elterncafés, Koch- und Backkurse sowie Sport- und Tanzaktivitäten förderten die Bindung zwischen Schule und Familien. Besonders für Familien mit Migrationsgeschichte schaffe dieses Modell eine Atmosphäre der Zugehörigkeit und stärke die Rolle der Schule als Gemeinschaftszentrum. Bildung sei eine Gemeinschaftsaufgabe, betonte Knettel. Die enge Zusammenarbeit mit Eltern und die Stärkung der Beziehung zwischen Schule und Zuhause stünden bei ihm im Mittelpunkt.

Start ins Startchancen-Programm

Für das Startchancen-Programm erfülle seine Schule alle Voraussetzungen, berichtete Knettel. 2025 wird sein Familiengrundschulzentrum offiziell Teil des Programms werden, das es in dieser Form „so noch nie in Deutschland gegeben“ habe. Für die Sonnenstraße bedeutete dies zunächst eine befristete Stelle für eine sozialpädagogische Fachkraft – ein erster, aber nicht ausreichender Schritt. Kornelius Knettel sieht in dem Programm großes Potenzial, fordert jedoch eine nachhaltige Finanzierung und konkrete Unterstützung. Ein zentraler Wunsch: Der Austausch mit anderen Schulen und externen Profis, um bewährte Ansätze zu teilen und gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln.

Die Aufzeichnung des Talks mit Kornelius Knettel

Evaluation mit digitalen Tools

Ein wichtiger Baustein im Rahmen des Startchancen-Programms sind Evaluationen. Hier ist Knettels Familiengrundschulzentrum bereits modern aufgestellt und nutzt moderne Hardware und Software für die Diagnostik und Förderung in Mathematik, Lesen und Schreiben. Dies reduziere den Personalaufwand und ermögliche eine gezielte Unterstützung. Wichtig sei hier, dass es keine Stigmatisierung, sondern individuelle Förderung gebe, so Knettel.

Herausforderungen und Ausblick

Trotz vieler Erfolge bleibt die Arbeit an Schulen wie der Sonnenstraße eine Herausforderung. Was würde der Schulleiter einfordern, wenn er drei Wünsche frei hätte? Knettel fielen spontan drei Punkte ein: Die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems, kleinere Klassen mit mehr Lehrkräften und höhere Budgets für die Schulen: „Man sollte den Schulen das Vertrauen schenken, dass sie mit dem Geld vernünftig umgehen.“

Das Gespräch endet mit einem Appell: Bildung in herausfordernden Umfeldern braucht langfristige Strategien, klare Ziele und die Bereitschaft, unkonventionelle Wege zu gehen.

Startchancen Navigator und weitere Diskussion

edusiia Kompass - ein illustrierter Pfeil in einem Kreis

Auf unserer Seite findet ihr den Startchancen Navigator, der u. a. mit einem Chatbot und weiteren Materialien Orientierung und Hilfe zum Startchancen-Programm bietet.

Die Themen des Talks sowie die weiteren Elemente des Startchancen-Programms könnt ihr in unserem sozialen Netzwerk für Bildung vertiefen und mit der breiteren Bildungscommunity diskutieren. Dafür haben wir einen eigenen Bereich im Netzwerk angelegt.

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