Kipti Screenshot, der die Plattform mit einem geöffneten Chat zeigt

KI trifft Schulalltag: Wie Kipti Lehrkräfte unterstützt

Schulen stehen heute vor vielfältigen Herausforderungen: wachsende Heterogenität der Schülerschaft, enge Zeitbudgets, komplexe Teamstrukturen. In diesem Kontext entwickelt das junge Start-up Kipti eine KI-gestützte Plattform, die pädagogische Fachkräfte im Schulalltag entlastet und die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams stärkt. Co-Gründerin Sina Schriewer gewährte uns einige Einblicke in die Idee, die Entwicklung und die bisherigen Erfahrungen rund um ihre Plattform.

Ein digitaler Kollege für Lehrkräfte

Kipti versteht sich als digitaler Kollege: ein Assistent, der Lehrkräften und anderen pädagogischen Fachkräften dabei hilft, Beobachtungen strukturiert zu erfassen und daraus ein ganzheitliches Bild der Schülerinnen und Schüler zu entwickeln. Die Idee entstand aus einem klaren Bedarf: „Jede Lehrkraft sammelt tagtäglich wertvolle Eindrücke“, erklärt Sina. „Doch häufig gehen diese im Trubel unter oder bleiben auf Notizzetteln und in verschiedenen E-Mail-Postfächern hängen.“ Hier setzt Kipti an. Die Plattform bietet einen zentralen, sicheren Raum für Notizen und Beobachtungen – die je nach Bedarf privat gehalten oder gezielt im Team geteilt werden können. Eine KI hilft dabei, Zusammenfassungen zu erstellen und Förderpläne zu unterstützen. „Die Fachkraft bleibt natürlich immer die entscheidende Instanz“, betont Sina. „Die KI gibt Impulse und entlastet.“

Kipti Screenshot, der beispielhaft den Steckbrief einer Schülerin zeigt
Die Plattform gibt den Lehrkräften einen direkten Überblick zu einzelnen Schüler:innen (Copyright: Kipti)

Multiprofessionelle Teams brauchen neuen Austausch

Ein zentrales Ziel von Kipti: die Kommunikation in multiprofessionellen Schulteams verbessern. Denn heute begleiten viele unterschiedliche Fachkräfte die Kinder – Lehrkräfte, Ganztagskräfte, Sozialarbeit –, oft zu verschiedenen Zeiten. „Wichtige Beobachtungen gehen da schnell mal zwischen Tür und Angel verloren oder versanden in unstrukturierten Tools“, so Sina. Noch gebe es viele Medienbrüche und Informationssilos – Kipti will diese Brüche überwinden und sichere, gezielte Zusammenarbeit ermöglichen. „Nicht jeder muss alles wissen, aber jeder sollte genau die Informationen bekommen, die er für seine Arbeit braucht.“

Kipti-Testphase mit Schulen aus unterschiedlichen Kontexten

Seit Mai ist Kipti in der Alpha-Phase: Rund 20 Schulen verschiedener Schulformen testen die Plattform im Alltag – von Grundschulen bis zu Berufsschulen, staatlich und privat getragen. Auch ein Träger der Kinder- und Jugendhilfe ist dabei. Das Feedback der Schulen sei dabei Gold wert, erzählt Sina: „Die Teams nutzen derzeit fiktive Daten, aber unter realen Bedingungen. So bekommen wir sehr konkretes Feedback zu Funktionen und Usability.“ Besonders hilfreich sei die Vielfalt der Perspektiven: „Jede Schule tickt anders. Dieses breite Bild hilft uns enorm bei der Weiterentwicklung.“

Wie die Zusammenarbeit mit Schulen gelingt

Eine wichtige Erkenntnis auf dem bisherigen Weg: „Schulen wollen nicht nur Nutzer, sondern aktive Mitgestalter sein.“ Lösungen müssten praxistauglich und flexibel sein – dafür sei der enge Dialog mit den Schulen unverzichtbar. Jede Schule sei anders, die Rahmenbedingungen oft sehr heterogen. Dennoch habe sie in der Zusammenarbeit viel Offenheit und Engagement erlebt: „Viele Schulleitungen und Fachkräfte haben große Lust, neue Lösungen auszuprobieren – wenn sie wirklich hilfreich sind und entlasten.“
Dabei sei es wichtig, auch das Systemumfeld mitzudenken: „Wir sprechen nicht nur mit Schulen, sondern auch mit Kommunen als Schulträgern und mit Akteuren auf Landesebene. Denn oft braucht es auch die passenden Strukturen, damit Innovationen in der Schule wirklich wirken können.“

Pädagogik und KI-Power im Kipti-Gründungsteam

Was bringt das Gründungsteam an Erfahrung mit? Eine spannende Mischung, sagt Sina. Sie selbst arbeitete zuvor im Gesundheitsbereich und in der kommunalen Bildungsberatung. „Bei der Transferagentur Niedersachsen habe ich gesehen, wie wichtig es ist, Bildungsdaten sinnvoll und datenschutzgerecht nutzbar zu machen.“ Ihr Mitgründer Björn war früher rechtlicher Betreuer und kennt die pädagogische Praxis aus erster Hand. Heute bringt er als Wirtschaftsinformatiker mit KI-Schwerpunkt technologische Expertise in die Entwicklung von Kipti ein.

Sina Schriewer und Björn Schriewer, das Gründungsteam von Kipti
Sina Schriewer und Björn Schriewer, das Gründungsteam von Kipti (Copyright: Kipti)

Wünsche ans Bildungssystem

Was müsste sich ändern, damit Lösungen wie Kipti ihr volles Potenzial entfalten können? „Es braucht mehr Gestaltungsspielraum und Vertrauen in die Expertise der Schulen. Und ein stabileres Bildungssystem, das nicht bei jedem Regierungswechsel neue Vorgaben schafft“, sagt Sina. Sie sei überzeugt: In den Schulen gebe es viel Kompetenz und Ideen – man müsse ihnen nur den Raum geben, diese auch umzusetzen. Gute Bildung sei nicht nur für die individuelle Entwicklung wichtig, sondern auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Die Kinder von heute werden die Gesellschaft von morgen gestalten. Schulen sind Orte der Zukunft – und genau so sollten sie auch wirken können.“

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