Herausforderungen für junge Menschen bei Internet-Suchen – und wie man sie meistert
Das Internet ist ein öffentlicher, chaotischer Raum, der von Milliarden Menschen mit unterschiedlichsten Lebenserfahrungen, persönlichen Absichten und Meinungen genutzt wird. Eines der wichtigsten Merkmale des Internets ist, dass es keinem Land, keiner Organisation und keiner Person gehört. Alle Nutzer:innen können Informationen frei erstellen, teilen, finden und bearbeiten.
Auch Kinder und Jugendliche sind Teil dieses stetig wachsenden virtuellen Raums, bereits im Grundschulalter und sicherlich manche auch früher. Für sie ist das Aufwachsen und Lernen ohne Internet unvorstellbar. Sie nutzen es in ihrer Freizeit zum Videos anschauen (93%*), Spiele spielen, Chatten mit Freund:innen (84%*), Musik hören oder Video-Streaming (66%*) und für Social Media (51%*). Bei Schulaufgaben oder Hausaufgaben nutzen sie es zum Recherchieren (88%*) und Austauschen mit Mitschüler:innen und Lehrer:innen.
*Werte als Referenzwert der Studie “Cyberlife III” von TK & Bündnis gegen Cybermobbing, 2020
Ein Blick auf die Zahlen:
- 25 Prozent der Eltern gaben an, dass ihre Kinder bereits Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht haben. (TK & Bündnis gegen Cybermobbing, 2020)
- 41 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben negative Erfahrungen im Internet gemacht, z. B. verstörende Inhalte, Beleidigungen, Cybermobbing oder Verbreitung von Lügen. (Bitcom Studie, 2019)
In diesem Artikel schauen wir uns das Finden, Verstehen, Bewerten und Nutzen von Informationen einer Internet-Suche an.
Internet-Suchen für junge Menschen – Tipps
Eine Such-Reise durch das Internet für Schüler:innen einer 6. Klasse ist also nicht trivial und ungefährlich. Während sie für einen Biologie-Vortrag recherchieren und gemeinsam online Informationen sammeln, treffen sie schon wichtige Entscheidungen, die sie über die digitale Welt hinaus betreffen werden.
Zugang zum Internet: Geräte, Browser und Apps richtig einstellen
Apps sind mit den Administratorrechten der Eltern am Computer schnell und unkontrolliert installiert. Der Internet-Browser wird mit den Standardeinstellung verwendet, ohne je die Sicherheits- und Privatsphäreneinstellungen geprüft und angepasst zu haben. Virenscanner und Firewall sind zwar heute glücklicherweise standardmäßig aktiviert. Auf den zweiten Blick können aber schon hier unbemerkt Viren oder Trojaner Zugangsdaten, Passwörter und Surfverhalten überwachen und an Dritte schicken.
#Tipp 1: Eltern sollten alle Geräte sorgfältig einrichten, kritische Funktionen wie Administratorrechte deaktivieren und alle Updates installieren.
Suchmaschinen: relevante und wahre Informationen finden
Vielleicht nutzen die Schüler:innen wie etwa 90% der Deutschen einen beliebten und oft wenig hinterfragten amerikanischen Suchdienst. Die Suchergebnisse der ersten Seite scheinen meist bereits völlig ausreichend. Denn je weiter vorne eine Webseite steht, desto besser muss sie ja sein. Die Reihenfolge der Suchergebnisse ist aber häufig weniger qualitativ, sondern bestimmt durch das eigene Surfverhalten und die Marketingbudgets der Webseitenbetreiber. Die Suchenden unterliegen unterbewusst dem Search Engine Bias (heißt: Suchmaschinen sind nicht neutral und objektiv, sondern präferieren manche Seiten über andere). Dadurch befinden sich Schüler:innen bereits früh in einer Filterblase, werden von Werbemaßnahmen beeinflusst und limitieren sich bei der Suche selbst.
#Tipp 2: Gemeinsam mit den Eltern bewusst für eine Suchmaschine entscheiden, Ergebnisse unterschiedlicher Suchmaschinen vergleichen, im Inkognito-Modus suchen und auch mal Suchergebnisse auf Seite drei oder vier anschauen.
Datenspuren im Internet: den wahren Wert persönlicher Daten verstehen
Beim Durchforsten der Seiten und dem nebensächlichen Checken der Chats oder sozialen Medien entstehen digitale Fußspuren. Diese verraten viel über das Surfverhalten und bieten Rückschlüsse auf Demografie und sogar Persönlichkeit. Was cool wirkt, weil es nichts kostet, ist in vielen Fällen ein durchdachtes Geschäftsmodell, das Daten sammelt, auswertet und möglicherweise verkauft. Dies ist per se nichts Schlimmes, sollte allerdings von jungen Menschen bedacht werden, während sie surfen.
#Tipp 3: AdBlocker installieren, nicht alle Cookies zulassen oder die Einstellungen der Cookie-Banner öffnen. Mit Kindern über die Geschäftsmodelle von Facebook, Google & Co. sprechen.
Kritisches Denken: Internet-Inhalte bewerten und nutzen
Wenn nun konkrete Inhalte für eine Schularbeit gesammelt werden, sind Wikis, Social Media und YouTube primäre Anlaufstellen. Es ist wichtig, dass Information einfach und anschaulich aufbereitet sind. Dabei bleibt oft im Verborgenen, wer Herausgeber:in oder Autor:in der Inhalte und Webseiten sind. Denn jede:r verfolgt unterschiedliche Interessen und hat eigene Meinungen, die junge Menschen und Erwachsene unterbewusst prägen. Dabei werden Inhalte, besonders in sozialen Medien, zudem kürzer, wodurch weniger Kontext und mehr Interpretationsspielraum geboten wird.
Tipp 4: Autor:innen, Herausgeber:innen, Aktualität, Domain und Impressum prüfen, wenn wichtige Informationen gesammelt werden. Falschinformationen auf der Webseite und unangemessene oder verängstigende Inhalt sofort Eltern oder Lehrer:innen melden.
Unser Gastautor
Als Creative Technologist ist Sascha Bardua überzeugt, dass Technologie und Bildung Schlüssel zum gesellschaftlichen Wandel sind – gemeinsam mit Jung und Alt. Mit der Bildungsinitiative Mosaic Lernparcours wird insbesondere jungen Menschen zwischen 8 und 13 Jahren geholfen, bewusst und sicher durch unsere digitale Welt zu navigieren. Dazu veranstaltet er physische Lernparcours im Freien, um spielerisch digitale Fähigkeiten zu vermitteln – z. B. als Rollenspiel durch ein Hindernis- und Rätselparcours einer Internetsuche.
Bei Fragen, Interesse und Anregungen schreibt Sascha gerne in der edusiia Community.