Epic Education – Storytelling für die Bildung
Menschen lieben gute Geschichten. Märchen, Sagen und zeitgenössische Erzählungen, aber auch Blockbuster-Filme haben meist eins gemeinsam: Einen interessanten, erzählerisch überzeugenden Kern. Die gemeinnützige Organisation Epic Education will die Kunst guten Storytellings auf Bildung übertragen. Wie das konkret aussieht und für wen das spannend sein könnte, erfahrt ihr in unserem Interview mit Dominik Rehermann, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Unternehmung.
Was ist die Grundidee von Epic Education?
Mit Epic Education bringen wir das narrative Lernen, also das Lernen mit Geschichten, in der deutschen Bildungslandschaft voran. Im Marketing werden Geschichten in Form von Storytelling schon seit langer Zeit genutzt, um Produkte besser zu verkaufen. Die Werbebranche hat dabei erkannt, dass Geschichten uns in besonderem Maße ansprechen und uns besser im Gedächtnis bleiben. Wir sind davon überzeugt, dass Geschichten daher auch in der Bildung einen höheren Stellenwert erhalten sollten und setzen uns mit unserem Angebot dafür ein. Dabei können wir uns zum einen auf die Neurowissenschaft berufen, die narratives Denken als eine wichtige Funktion des Gehirns benennt. Im Prinzip ist unser Gehirn noch darauf gepolt, wie in prähistorischer Zeit durch Geschichten am Lagerfeuer zu lernen. Daher motivieren uns Geschichten und schaffen einen leichteren Zugang zu Inhalten. Wir verbinden das in unseren Bildungsabenteuern mit einem interaktiven Ansatz, der jungen Menschen Raum zum Experimentieren gibt und sie in hohem Maße Selbstwirksamkeit erfahren lässt. Diese Verknüpfung ist die Kernidee von Epic Education und Grundlage unserer Mission, jungen Menschen Bock auf Bildung zu machen, indem Bildung zum Abenteuer wird.
An wen richtet ihr euch – ausschließlich an Schulen oder auch an andere Bildungseinrichtungen?
Wir richten uns sowohl an Schulen als auch an Einrichtungen der außerschulischen Bildung sowie der frühkindlichen Bildung. Auch für die berufliche Bildung haben wir kürzlich ein Angebot geschaffen, das insbesondere Nachwuchskräfte und Auszubildende in Unternehmen unterstützt. Das ist ein großer Vorteil unseres Konzeptes: Dass es universell einsetzbar ist und individuell auf die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst werden kann. Ende dieses Jahres werden wir auch erstmals ein Projekt in einem Seniorenheim durchführen und dort mit den Bewohner:innen anhand einer Geschichte das Aufdecken von Fake News thematisieren. Wir sind schon sehr gespannt auf diese Erfahrung und werden nach dem Pilotprojekt sicher auch für diese Zielgruppe ein Angebot schaffen.
Wie wird euer Angebot bisher angenommen, welche Rückmeldungen bekommt ihr?
Die Rückmeldungen, die wir von Projektpartner:innen und Teilnehmenden erhalten, sind in der Regel sehr positiv. Besonders die Teilnehmenden im schulischen Bereich geben uns regelmäßig das Feedback, dass unser Ansatz nicht nur Spaß macht, sondern für sie auch den Zugang zu den angesprochenen Themen erleichtert. Zudem erhalten wir natürlich immer wieder auch konstruktive Kritik. Diese Rückmeldungen sind für uns besonders wichtig, da wir unsere Angebote laufend weiterentwickeln und basierend auf neuen Erkenntnissen und Erfahrungen anpassen. Wir werden im kommenden Jahr auch mit Hochschulen zusammenarbeiten, um die Wirkung von narrativem Lernen weiter zu erforschen und die Methodik zu optimieren. Unser Ziel ist, ab dem kommenden Jahr Fortbildungen für Pädagog:innen anzubieten und Materialien zu veröffentlichen, um diese Erkenntnisse weiterzugeben.
Welche Kompetenz bringt ihr als Team für gutes Storytelling mit?
Wir sind als Team sehr breit aufgestellt und haben eine Vielzahl von Fähigkeiten und Erfahrungswerten, die wir für die Entwicklung unserer Geschichten nutzen. So gehören natürlich Pädagog:innen zum Team, die dafür sorgen, dass unsere Geschichten zu den pädagogischen Zielsetzungen unserer Angebote passen. Wir haben aber auch einen Buchautoren, der sehr viele Geschichten schreibt sowie einige Mitarbeitende, die aus dem Bereich des Rollenspiels kommen und insbesondere Erfahrungen mit interaktivem Erzählen haben. Diese Vielfalt macht uns aus und macht jedes Bildungsabenteuer zu einer einzigartigen Geschichte.
Was ist deine persönliche Lieblingsgeschichte?
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, da es viele unterschiedliche Geschichten gibt, die mich auf ganz verschiedene Art fesseln, bewegen, motivieren oder zum Nachdenken bringen. Ich denke aber, eine der Geschichten, die mich am nachhaltigsten beeinflusst, ist der Grundgedanke hinter der Welt von Star Trek. Ich muss an der Stelle zugeben, dass ich ein großer Star-Trek-Nerd bin. Da ich selbst ein eher pessimistischer Mensch bin, fasziniert mich der unerschütterliche Optimismus, der hinter den Geschichten in Star Trek steht. Auch hier ist nicht alles perfekt und es gibt Herausforderungen und Fehler, aber die Charaktere wachsen an diesen und sind bereit, sich selbst zu hinterfragen und an sich zu arbeiten, um sich selbst zu bessern. Das ist für mich eine Erzählung, die ich inspirierend finde und die vielleicht auch ein Grund ist, warum ich im Bildungsbereich gelandet bin.
Für uns ist die Reform der Bildungslandschaft in Deutschland ein gesellschaftlich wichtiges Anliegen.
Dominik Rehermann, geschäftsführender Gesellschafter von Epic Education
Das Thema Zahlungsbereitschaft ist insbesondere in der Schullandschaft manchmal schwierig – was sind da bisher eure Erfahrungen?
Das ist auf jeden Fall immer wieder eine Herausforderung. Alleine sind Schulen nur selten in der Lage, Projekte mit uns zu finanzieren. Hier wäre es wünschenswert, wenn Schulen ein größeres Budget für externe Angebote hätten. Förderungen und Spenden sind daher ein wichtiger Faktor für die Umsetzung unseres Angebots. Wir sind allerdings gerade dabei, unser Geschäftsmodell umzustellen, um zukünftig Angebote in der Berufs- und Erwachsenenbildung zu nutzen, um den schulischen und außerschulischen Bildungsbereich querzufinanzieren. Auch wollen wir ein Portfolio an weniger kostenintensiven Angeboten aufbauen, um Pädagog:innen den Zugang zu unseren Konzepten zu erleichtern. Ich denke, dass wir über ein Geschäftsmodell mit großer Diversität eine nachhaltige Finanzierung so gestalten können, dass die Kosten für Bildungsträger mit geringem Budget so niedrig wie möglich gehalten werden können. Das bleibt auf jeden Fall unser Ziel.
Ihr seid eine gGmbH, also gemeinnützig und teilweise spendenfinanziert. Warum habt ihr euch für dieses Modell entschieden?
Wir sind gemeinnützig aus Überzeugung. Für uns ist die Reform der Bildungslandschaft in Deutschland ein gesellschaftlich wichtiges Anliegen. Dabei muss auch sichergestellt werden, dass die Chance auf qualitativ hochwertige Bildung nicht mehr länger von der sozialen Herkunft abhängt. Zudem brauchen wir für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts einen Anspruch an Bildung, der junge Menschen und ihre Interessen und Talente in den Mittelpunkt stellt. Wir sind ein Teil der Akteure in Deutschland, die darauf hinarbeiten. Daher ist unser Ziel nie gewesen, Projekte zu machen, um Geld zu verdienen. Wir wollen Geld verdienen, um Projekte machen zu können und zwar für alle, unabhängig vom Geldbeutel. Wir haben uns dabei gegen einen Verein und für ein Unternehmen entschieden, weil wir zu dem Schluss gekommen sind, dass unternehmerisches Handeln für uns der beste Weg ist, um unser Konzept und unsere Vision nachhaltig umzusetzen.
Wie soll Epic Education in 5 Jahren aussehen, was sind eure Pläne?
Wir arbeiten schon jetzt auf ein konkretes Ziel hin, das wir in den nächsten fünf Jahren umsetzen wollen: Ein Lern- und Erlebniszentrum für narratives Lernen. Wir würden gerne ein solches Zentrum aufbauen, in dem Besucher:innen die Möglichkeit haben, Bildungsabenteuer zu erleben, für die wir im Vorfeld Räume und ein Außengelände vorbereiten. So wollen wir ein noch intensiveres Erleben unserer Geschichten ermöglichen. Zum Beispiel könnten wir für eine Raumschiffgeschichte einen Raum so einrichten, dass er wie die Kulisse eines Raumschiffes wirkt. Das Eintauchen in die Geschichte würde so erleichtert. Schulen und andere Bildungsträger sollen dann zum Beispiel als Klassenfahrt oder Projektwoche hier ein besonderes Erlebnis geboten bekommen. Natürlich wollen wir auch in Zukunft Materialien und Projekte vor Ort anbieten. Aber mit einem solchen einzigartigen Lernort würden wir das narrative Lernen auf eine neue Stufe heben.